Hintergrund
Ende des 16. Jahrhunderts war Bayern ein katholisches Bollwerk mitten in einer religiös zerrissenen Welt. Während die Reformation Europa spaltete, wollte Bayern Stabilität schaffen – politisch, kulturell und wirtschaftlich. Bier war dabei kein Nebenschauplatz: Die Versorgung der Bevölkerung war davon abhängig, und der Hof verlangte nach hochwertigem, zuverlässigem Bier, das nicht immer im Land verfügbar war.
Wilhelm V., „der Fromme“, suchte nach einer Lösung, die nicht nur den Durst seines Hofes stillte, sondern auch Bayern wirtschaftlich stärkte. Seine Antwort war eine Entscheidung, die zu einer der berühmtesten Bierinstitutionen der Welt führen sollte: die Gründung des Hofbräuhauses.
Lebenslauf
Wilhelm V. wurde 1548 geboren und entstammte der mächtigen Linie der Wittelsbacher. Er übernahm 1579 die Regentschaft über Bayern und prägte das Land mit einer Mischung aus Frömmigkeit, politischer Strenge und kultureller Leidenschaft.
Er förderte Kunst, Musik, religiöse Orden – und er liebte gutes Bier. Unter seiner Herrschaft verschuldete sich Bayern zwar durch übermäßige Prachtprojekte, doch zugleich legte Wilhelm den Grundstein für einige der dauerhaftesten kulturellen Marken des Landes. Eine dieser Marken ist untrennbar mit seinem Namen verbunden: das Hofbräuhaus München.
Bierbezug
Wilhelm V. wollte nicht länger teures Bier aus dem norddeutschen Raum importieren, vor allem das angesagte „Braunschweiger Bier“. Die Kosten waren enorm, die Qualität schwankte, und ein bayerischer Fürst wollte sich nicht auf fremde Brauereien verlassen müssen.
So ließ Wilhelm 1589 in München eine eigene, staatlich kontrollierte Brauerei errichten: das Hofbräuhaus. Damit erreichte er mehrere Dinge gleichzeitig:
Bayern wurde unabhängiger von Bierimporten.
Es entstand ein Zentrum für Braukunst, das über Generationen verfeinert wurde.
Das Hofbräuhaus setzte Qualitätsmaßstäbe, denen sich andere Brauereien stellen mussten.
Die Münchner Wirtschaft gewann ein neues Prestigeprodukt.
Das Bier, das zunächst nur dem Herzogshof vorbehalten war, entwickelte sich später zu einem kulturellen Symbol. Ohne Wilhelms Initiative wäre München heute wohl kaum die weltbekannte Biermetropole, als die wir sie kennen.
Quellen
Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Hofbräuhaus-Gründungsdokumente (1589)
Chroniken Münchner Wirtschafts- und Stadtgeschichte
Forschungsarbeiten zum Wittelsbacher Hofleben (u. a. Kraus, „Bayern in der frühen Neuzeit“)
Brauhistorische Studien zur Entwicklung der Münchner Bierproduktion
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