Stielgerecht
Folge 11: Die Schale – Der Opernball unter den Biergläsern
Was für ein Typ!
Die Schale ist nicht fürs Trinken gemacht. Sie ist für den großen Auftritt.
Breit, flach, fragil; wie ein Champagnerglas, das in eine Opernkulisse gefallen ist.
Sie wirkt wie ein Glas, das flüstert: „Ich bin nicht praktisch, aber ich bin schön.“
Und ja, sie ist unvernünftig. Aber auf eine so charmante Art, dass man ihr alles verzeiht, sogar den schalen Schaum.
Welche Biere trinkt man daraus? – Geschichte & Herkunft
Die Schale (auch „Champagnerschale“) war in den 1950er und 60er Jahren beliebt, vor allem in der gehobenen Gastronomie.
Damals galt: Je offener das Glas, desto eleganter der Auftritt.
Serviert wurden daraus:
- Feine helle Lager
- Pilsner mit viel Schaum
- ...und bei Mutigen sogar mal ein Berliner Weiße mit Schuss
Heutzutage ist sie ein stilistisches Relikt, manchmal noch bei Verkostungen, Retro-Abenden oder als Gag zu finden.
Einschenken, aber richtig
Das Einschenken in die Schale ist eine Kunst:
- nur leicht kippen, sonst läuft’s über
- Schaum bildet sich sofort und verschwindet genauso schnell
- idealerweise: aus gekühlter Flasche direkt einschenken, nicht zapfen
Aber ehrlich: Die Schale ist kein Alltagsglas, sie ist Show. Wer hier Perfektion will, trinkt besser schnell.
So trinkt man daraus
Mit zwei Fingern am Stiel, wie beim Aperitif.
Man darf die Schale nicht kippen wie ein Becher, sondern muss sie fast tänzelnd ansetzen.
Ein falscher Winkel und der halbe Schaum landet im Gesicht.
Aber wer’s draufhat, trinkt daraus mit Anmut und Ironie.
Wissenschaftlich gesehen
- Weite Oberfläche → maximaler Aromaverlust
- Kaum Schaumhaltbarkeit → schneller sensorischer Einbruch
- Keine Isolierung → Bier wird rasch warm
- Aromastoffe entweichen sofort – optisch eindrucksvoll, geschmacklich riskant
Fazit: Die Schale ist ein Glas für große Gesten, kleine Mengen und nostalgische Momente.
Wirklich sinnvoll? Nicht wirklich.
Aber schön? Oh ja.
Nächstes Mal bei „Stielgerecht“:
Das Tasting-Glas – Klein, klar, konsequent.

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