Im fruchtbaren Zweistromland Mesopotamien, zwischen Euphrat und Tigris, entstand nicht nur die erste bekannte Hochkultur der Menschheit sondern auch das erste überlieferte Bier. Schon um 3.000 v. Chr. wussten die Sumerer, wie man aus Getreide, Wasser und Zeit ein berauschendes Getränk gewinnt. Was sie dabei herstellten, hatte allerdings wenig mit unserem heutigen Bier gemein. Es war dickflüssig, nahrhaft und wurde häufig mit einem Trinkhalm aus langen Schilfrohren konsumiert. Kein Pils, sondern eher ein „flüssiges Brot“.
Doch was die Sumerer besonders auszeichnete, war ihr systematischer Umgang mit dem Brauprozess. Sie hielten ihre Rezepte und Verfahren auf Tontafeln in Keilschrift fest, darunter auch Hymnen an die Biergöttin Ninkasi, die gleichzeitig als Brauanleitung dienten. Damit schufen sie das erste schriftlich dokumentierte Brauverfahren der Menschheit.
Bier war für die Sumerer mehr als ein Getränk: Es war zugleich Nahrung, Zahlungsmittel, Heilmittel und Kulturgut. Beim Brauen verbanden sie praktische Alltagskenntnisse mit religiösen Vorstellungen. Fermentation war für sie ein mystischer Prozess, göttlich gelenkt, aber dennoch nachvollziehbar.
Durch die schriftliche Fixierung und kulturelle Verankerung des Brauens gelten die Sumerer zu Recht als die ersten „Bierwissenschaftler“ der Weltgeschichte. Sie legten das Fundament für eine jahrtausendealte Braukunst, ein Vermächtnis, das bis heute in jedem Bier weiterlebt.

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