Tacitus berichtet: Die Germanen & das Gärgetränk
Der römische Historiker Tacitus schrieb um 98 n. Chr. in seiner Schrift Germania über die germanischen Stämme: „Ihr Getränk ist ein Gärtrank aus Gerste oder Weizen, dem man durch Gärung eine gewisse Ähnlichkeit mit Wein gibt.“
Klingt verdächtig nach... Bier.

Wenn Tacitus recht hat, und das hatte er meistens, dann waren die Germanen schon um das Jahr 100 nach Christus ziemlich bieraffin. Zwar sprach er noch nicht von „Bier“, sondern von einem „Gärgetränk aus Getreide, das an Wein erinnert“, aber mal ehrlich: Das klingt nach dem ersten Fränkischen Kellerbier in der Geschichte.
Die Germanen tranken das Zeug aus Hörnern, Holzschalen oder einfach aus Tonkrügen, gern trüb, rustikal und mit Zutaten, bei denen heutige Braumeister Schnappatmung bekommen würden: Honig, Harz, Kräuter, Wacholder, manchmal auch Beeren. Der Begriff „Reinheitsgebot“ hätte da noch als Satire gegolten.
Die Germanen waren zwar trinkfest, aber nicht besonders schreibfreudig. Deshalb sind keine Aufzeichnungen von Rezepten oder einzelnen Brauern überliefert. Was wir wissen, wissen wir meist von den Römern, und die waren entsetzt: „Diese Barbaren trinken kein Wein, sondern vergorene Gerstensuppe!“
(frei nach Tacitus, mit leichtem Schaum auf der Lippe).

Doch für die Germanen war ihr Bier mehr als Getränk. Es war:
Opfergabe für Götter (besonders Odin & Freyr),
Stammesgetränk mit Stolz, und
Sozialkleber zwischen Rat, Rache und Rausch.
In Grabfunden entdeckte man Trinkhörner und Brauutensilien, die zeigen: Bier war Teil des Alltags und des Jenseitsgepäcks. Wer in Walhall ankommen wollte, kam besser mit einem Krug.
Frauen hatten übrigens oft das Braurecht – die ersten Braumeisterinnen nördlich der Alpen.
Fazit:
Die Germanen waren vielleicht keine Literaten, aber ganz sicher keine Abstinenzler.
Sie tranken Bier nicht, um zu vergessen sondern um zu feiern, zu opfern, zu kämpfen… oder einfach, weil es keine Weinberge gab.
Ein Volk ohne Schrift – aber mit Schaumkrone.

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