Das Liberty Ale ist nicht einfach irgendein Pale Ale – es war ein echtes Schlüsselbier der Craft-Revolution. 1975 zum 200. Jahrestag von Paul Reveres legendärem Ritt gebraut, war es das erste Bier in den USA seit Prohibitionszeiten, das wieder mit Cascade-Hopfen gebraut wurde – und gleichzeitig das erste mit Hopfenstopfung (Dry-Hopping). Damit war das Liberty Ale seiner Zeit weit voraus. Es stammt von der legendären Anchor Brewing Co. aus San Francisco, die leider 2023 ihren Betrieb einstellte – das Bier bleibt ein Denkmal.

Im Glas zeigt sich das Liberty Ale in hellem Bernstein mit feinem, weißem Schaum. Der Antrunk ist sanft malzig, fast karamellig, und wird direkt von einer blumigen, zitronig-pinken Hopfennote gekontert – Cascade pur. In der Mitte wird’s kräutrig, leicht harzig, fast wie ein Spaziergang durch einen kalifornischen Küstengarten. Das Mundgefühl ist rund, mit feiner Spritzigkeit und dezentem Körper. Der Abgang bringt eine angenehme, klassische Bittere – nicht übertrieben, sondern elegant und dauerhaft.

Anchor Brewing war eine der ersten Craft-Brauereien Amerikas – noch bevor es den Begriff überhaupt gab. Das Liberty Ale wurde am 18. April 1975 zum Gedenken an die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung gebraut – und war das erste Bier, das den damals neuen Hopfen „Cascade“ feierte. Es hat unzählige Craftbrauer inspiriert, auch wenn es heute oft im Schatten der Hype-IPAs steht. Und: Es hat sich geschmacklich über Jahrzehnte kaum verändert – was in der heutigen Bierwelt fast schon rebellisch ist.

Das Liberty Ale ist ein Bier wie eine patriotische Hymne – etwas nostalgisch, kraftvoll und mit bleibendem Eindruck. Es schmeckt nicht nach Trend, sondern nach Ursprung. Wer verstehen will, wie der Craft-Hype angefangen hat, muss dieses Bier mindestens einmal getrunken haben. Ein echter Klassiker – mit Freiheit im Herzen und Hopfen in der Nase.