Wer an Japan denkt, hat meist Sushi, Ramen oder Kirschblüten vor Augen. Doch das Land hat noch eine andere Seite: Bier. Und zwar nicht zu knapp – Japan gehört weltweit zu den größten Biermärkten. Dabei reicht die Bandbreite von glasklarem Lager bis zu experimentellen Craft-Spezialitäten, die teilweise mit Reis, Sake-Hefe oder Yuzu-Bierfrucht gebraut werden.
Die „Großen Vier“
Wenn man in Japan in einen Konbini (Mini-Markt) oder Izakaya (Kneipe) geht, stößt man zuerst auf die großen Marken:
Asahi Super Dry – das wohl bekannteste Exportbier. Trocken, spritzig, extrem schlank. Passt wie angegossen zu Sushi oder Yakitori.
Kirin Ichiban – gebraut mit der „First Press“-Methode (nur die erste Würze wird verwendet). Ergebnis: mild, rund, harmonisch.
Sapporo – die älteste große Brauerei Japans (gegründet 1876 auf Hokkaidō). Bekannt für ihr ausgewogenes, leicht malziges Lager.
Suntory The Premium Malts – etwas edler, vollmundiger und ein Bier, das Japaner gern bei besonderen Anlässen trinken.
Diese vier dominieren rund 90 % des japanischen Marktes – ähnlich wie in Deutschland die großen Konzerne.

Bierkultur in Japan
Japanische Biere werden meist kalt, frisch und in kleinen Gläsern serviert. Getrunken wird nie allein, sondern immer im Ritual: Man wartet, bis alle ihr Glas haben, und ruft dann gemeinsam „Kanpai!“. Interessant: Das erste Bier gilt fast immer als selbstverständlich – erst danach wechselt man vielleicht auf Sake, Shochu oder Whisky.
Auch spannend: In vielen Restaurants werden Biere oft frisch gezapft aus speziell gepflegten Zapfanlagen, die regelmäßig poliert werden. Man legt Wert auf eine perfekte Schaumkrone – in Japan ein wichtiges Qualitätsmerkmal.
Craft-Boom und Experimente
Seit den 1990ern hat Japan auch eine lebendige Craft-Beer-Szene entwickelt. Brauereien wie:
Hitachino Nest Beer (Kiuchi Brewery) – international berühmt für das Weißbier mit Eule auf dem Etikett. Oft mit Reis, Yuzu oder Gewürzen verfeinert.
Yo-Ho Brewing („Yona Yona Ale“) – ein Pale Ale, das in Japan Kultstatus erreicht hat.
Far Yeast Brewing oder Baird Brewing – experimentieren mit belgischen Hefen, IPA-Wellen und saisonalen Zutaten.
Besonders typisch für japanisches Craft-Bier: lokale Zutaten (Reis, grüner Tee, Sanshō-Pfeffer, Yuzu) und der Anspruch, das Bier in die Esskultur einzubinden.

Fun Fact: Happōshu und drittes Bier
In Japan gibt es neben „echtem“ Bier noch die Kategorie Happōshu (Schaumwein mit niedrigem Malzanteil) und „drittes Bier“ (meist mit Erbsenprotein oder anderem Ersatz). Warum? Ganz einfach: Steuertricks! Der Malzgehalt bestimmt die Steuerklasse – also hat man kreativ „bierähnliche Getränke“ erfunden, die günstiger verkauft werden können.
Fazit
Japanisches Bier ist weit mehr als nur Asahi in der Dose. Die großen Marken stehen für Klarheit und Trinkbarkeit, die Craft-Szene für Kreativität und Mut. Wer Japan besucht, sollte nicht nur Sushi probieren, sondern auch ein frisch gezapftes Bier in einem Izakaya genießen – mit lautem „Kanpai!“ versteht sich.
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