Stilgerecht Folge 2: Willibecher

 


Stielgerecht

Folge 2: Der Willybecher – Fränkische Funktionalität in Reinform


Was für ein Typ!

Der Willybecher ist kein Angeber. Kein Schnörkel, kein Stiel, kein Höhenwahn.
Er steht da, leicht bauchig, fast schon gemütlich – wie der Onkel, der beim Familienfest immer zu früh anfängt, aber trotzdem alle liebt.

Er ist das Multitool unter den Biergläsern: robust, ehrlich, universell einsetzbar.
Man findet ihn in fränkischen Dorfwirtschaften, auf Feuerwehrfesten, an Theken, wo noch mit Handschlag gezapft wird.
Wenn andere Gläser zerbrechen, sagt der Willybecher nur: „War da was?“


Welche Biere trinkt man daraus? – Geschichte & Herkunft

Der Willybecher ist ein deutscher Klassiker, entwickelt in den 1950ern, benannt nicht nach einem Menschen, sondern nach der Firma Wilhelm, die ihn massenweise produzierte.
Ursprünglich gedacht als kostengünstiges, stapelbares Alltagsglas, wurde er schnell zum Standard in Gastronomie und auf Volksfesten.

Er ist besonders beliebt in Franken und Thüringen, wo man alles vom Landbier bis zum Export darin serviert, aber auch Kellerbier, Märzen oder Zwickl fühlen sich darin pudelwohl.


Einschenken, aber richtig

Der Willybecher nimmt’s nicht krumm.
Leicht schräg ansetzen, zügig gießen, Schaum darf gerne großzügig sein.
Sein Bauch erlaubt gute Schaumbildung, die Öffnung ist weit genug für Aromaspiel, alles läuft stabil.

Und selbst, wenn man versehentlich etwas daneben schüttet:
Der Willybecher verzeiht.


So trinkt man daraus

Mit vollem Griff, gerne auch beidhändig.
Dieses Glas schreit nicht nach Stil, es verkörpert Substanz.
Wer daraus trinkt, will Bier – nicht Theater.

Man kann es abstellen, weiterreichen, anstoßen, hochhalten, der Willybecher macht alles mit.
Er ist nicht sexy. Er ist solide.


Wissenschaftlich gesehen

  • Der leicht bauchige Körper lässt Aromen gut aufsteigen
  • Die weite Öffnung verteilt Malz- und Hefearomen gleichmäßig auf die Nase
  • Der dicke Glasrand sorgt für angenehmes Mundgefühl und ist unempfindlich
  • Durch seine Form ist der Willybecher für viele Stile geeignet, ideal für unfiltrierte, aromabetonte Biere, aber auch für Klassiker vom Fass

Ein Alleskönner, der sich nie wichtig macht, aber verdammt wichtig ist.


Nächstes Mal bei „Stilgerecht“:
Das Weizenglas – Turmbau mit Schaumkrone


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