Stielgerecht
Folge 8: Die Pint – Flüssiger Commonwealth mit Charakter
Was für ein Typ!
Die Pint ist ein Glas wie ein englischer Pub: bodenständig, unbeeindruckt, mit viel Platz für Inhalt und Haltung.
Sie ist ein Trinkgefäß, das nicht glänzen will, sondern wirken.
Groß, stabil, geradlinig, manchmal mit einem kleinen Bauch, manchmal gerade geschnitten wie ein Ziegelstein.
Und sie sagt: „Ich bin kein Maßkrug. Ich bin Understatement. Mit Schaum.“
Welche Biere trinkt man daraus? – Geschichte & Herkunft
Die Pint ist das traditionelle Bierglas in England, Irland, Schottland und Wales.
Je nach Region unterscheidet man zwei Hauptformen:
- Nonic-Pint (mit Wulst oben, stapelbar und stabil)
- Conical-Pint (klassisch konisch, zylindrisch)
Standardvolumen: 568 ml (Imperial Pint), etwas mehr als ein halber Liter.
Serviert werden daraus:
- Bitter & Pale Ale
- Stout & Porter
- Milds & English Strong Ales
...also Biere mit wenig Kohlensäure, viel Seele und gerne Zimmertemperatur.
Einschenken, aber richtig
Britische Biere sind oft cask conditioned (also unfiltriert, ohne Zwangskohlensäure).
Beim Einschenken:
- Glas leicht ankippen
- gleichmäßig eingießen
- wenig Schaum erwünscht, die Briten schätzen Klarheit und Substanz
Wichtig: Keine Hektik. Die Pint ist nicht fürs Zapf-Feuerwerk gemacht, sie mag’s ruhig und kontrolliert.
So trinkt man daraus
Mit vollem Griff, am besten sitzend und in Gesellschaft.
Die Pint gehört in den Pub, auf den Tresen, neben das Dartboard, nicht auf die Festivalwiese oder ans Seeufer.
Sie wird aus der Hüfte getrunken, wie ein Gespräch, das langsam beginnt und lange anhält.
Und Achtung: Wer die Pint nicht leer trinkt, gibt dem Glas einen Grund, dich zu verachten.
Wissenschaftlich gesehen
- Die konische Form erlaubt ruhigen CO₂-Aufstieg
- Die weite Öffnung bringt Malz- und Röstnoten direkt zur Nase
- Der dicke Glasrand sorgt für robustes Trinkgefühl
- Das Volumen gleicht Temperaturschwankungen aus, ideal für handgezogene Biere mit niedriger Kohlensäure
Fazit: Die Pint ist ein Glas für Geschichten, Gespräche und Geduld.
Sie hat keine Eile, nur Inhalt.
Nächstes Mal bei „Stielgerecht“:
Der Pokal – Wenn Bier in den Kelch steigt

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