Man sagt, es geschah in einer Nacht, in der über Bamberg ein Gewitter tobte, so gewaltig, dass selbst die Türme des Dombergs unter Donnerschlägen erzitterten. Blitze zerrissen den Himmel wie brennende Peitschen, und einer davon soll das Malzlager eines Brauers getroffen haben. Holzbalken stürzten, Flammen leckten an Säcken voller Malz, und im Morgengrauen blieb nur noch verkohlter, schwarzer Staub, verrußtes Korn und der beißende Geruch von Rauch zurück.
Der Brauer stand vor seiner verbrannten Vorratskammer — nicht wütend, nicht verzweifelt, nur fest entschlossen. Denn in Bamberg galt schon damals: Wer kein Bier braut, verliert sein Handwerk. Und so tat er, was niemand erwartet hätte:
Er warf das verkohlte Malz nicht weg. Er schaufelte es zusammen, so gut es ging, reinigte, sortierte — und beschloss, trotzdem zu brauen. Manch einer hätte ihn für verrückt erklärt. Andere hätten den Sud verworfen. Aber der Kessel wurde geheizt, die Maische gerührt, der Hopfen beigefügt und ein Bier geboren, das dunkler war als alles bisherige.
Als es auf den Tisch kam, stieg ein Duft auf wie von Kaminrauch, feuchtem Holz und Herbstabend. Die Gäste kosteten, zogen die Brauen hoch — und verlangten dann sofort den nächsten Krug.
Es schmeckte nach Feuer und Erde. Nach Not und Erfindung. Nach Mut.
Erst tuschelte man, dann sprach man laut — und bald hieß es weit über die Hügel hinaus: „In Bamberg gibt es Bier, das den Rauch des Feuers in sich trägt.“
Die anderen Brauer, die ihn ausgelacht hatten, begannen ebenfalls zu räuchern. Einige mit Buche, andere mit Eiche – doch die Bamberger behaupteten stets:
„Nur auf Buchenholz wird es echt.“
Und so erzählt man sich bis heute, wenn in einem Schlenkerla-Krug der Duft von Kaminholz aufsteigt, dass dieses Bier aus einem Unglück geboren wurde – aus Asche, Mut und der Dickköpfigkeit eines einzigen Brauers, der sich dem Spott nicht beugte.
Denn Franken hat eines gelernt: Manchmal schenkt das Feuer nicht Zerstörung – sondern Geschmack.
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