In Böhmen, so erzählt man sich, gab es einst eine Quelle, deren Wasser anders war als jedes andere. Klar war es, kühl auch – doch wer davon trank, spürte sofort eine unerwartete Wärme. Eine milde Kraft, die den Körper stärkte und den Geist beruhigte.
Die Menschen brachten diese Quelle mit Wenzel, dem Herzog und späteren Schutzheiligen Böhmens, in Verbindung. Man sagt, er sei auf einer Reise an diesem Ort gerastet. Die Ernte war schlecht, das Bier knapp, und die Menschen klagten über Hunger und Sorge. Wenzel kniete nieder, berührte den Boden und sprach ein stilles Gebet.
Als er sich erhob, begann die Quelle kräftiger zu sprudeln.
Die Leute schöpften daraus und stellten fest, dass das Wasser sich beim Lagern veränderte. Es wurde trüb, entwickelte einen feinen Duft und schmeckte bald mild, fast wie ein junges Bier. Kein starkes Getränk, kein berauschender Trank – sondern eines, das nährte und Mut machte.
Man nannte es fortan die Bierquelle des heiligen Wenzel.
Noch lange danach pilgerten Brauer zu diesem Ort. Nicht um ein Wunder zu erzwingen, sondern um sich zu erinnern: dass Bier aus einfachen Dingen entsteht – aus Wasser, Geduld und Vertrauen.
Die historischen Informationen
Die Sage von der Bierquelle des heiligen Wenzel (Václav) ist im böhmischen Raum fest verankert. Wenzel lebte im 10. Jahrhundert und gilt bis heute als Nationalheiliger Tschechiens. Ihm werden zahlreiche Wunder zugeschrieben, viele davon mit Quellen, Nahrung und Versorgung verbunden.
Historisch gesichert ist:
Böhmen besitzt außergewöhnlich weiches, mineralarmes Wasser
genau dieses Wasser ist ideal für das Bierbrauen
viele der berühmten böhmischen Bierstile verdanken ihre Qualität dem Wasser
Dass man dieses Wasser religiös überhöhte, ist typisch für das Mittelalter. Quellen galten als göttliche Gaben, und ihre besondere Eignung wurde als Wunder interpretiert.
Die Bierquelle steht symbolisch für:
die Bedeutung des Wassers im Brauprozess
die Verbindung von Glaube, Alltag und Handwerk
den Ursprung böhmischer Bierkultur
Auch wenn heute niemand mehr erwartet, dass Wasser sich von selbst in Bier verwandelt – die Erkenntnis dahinter bleibt aktuell:
Ohne gutes Wasser kein gutes Bier.
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