Fränkisches Bier – Eine Geschichte in Krügen
Folge 5: Krieg, Not & Wiederaufbau
Wie das Bier Franken durch die Krisen trug
Dreißigjähriger Krieg: Alles in Schutt – auch das Bier
Als 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, war Franken bereits ein blühendes Brauland – mit Klöstern, Kommunbrauhäusern, Bierkellern und einer lebendigen Wirtshauskultur. Doch die Kriegszüge, Plünderungen und Pestwellen machten auch vor den Brauereien nicht halt. Viele Keller wurden zerstört oder geplündert, Hopfenfelder und Braugerste verbrannten. Bier wurde zur Rarität: teuer, oft gepanscht und mancherorts sogar ganz verboten. In einigen Regionen überlebten nur die Klosterbrauereien, die unter dem besonderen Schutz von schwedischen Offizieren oder kaiserlichen Truppen standen.
Bier als Hoffnung: Der Wiederaufbau
Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann in Franken ein langer und mühseliger Wiederaufbau. Die Bevölkerung war auf die Hälfte geschrumpft, viele Dörfer lagen verlassen – und doch kehrte das Bier zurück, oft noch bevor Kirchen wieder aufgebaut waren. Das hatte gute Gründe: Bier war nahrhaft und sicherer als das meist verunreinigte Wasser, und gebraut werden konnte mit vergleichsweise einfachen Mitteln – in Kesseln, auf offenen Feuern. Zugleich förderte das Brauen die Gemeinschaft und trug zur wirtschaftlichen Erholung bei. Viele Bauern begannen nun, ihr eigenes Winterbier herzustellen, meist nur für den Eigenbedarf, doch es war ein wichtiger Schritt zurück ins Leben.
Das Dorfbier – einfach, aber ehrlich
Aus der Not heraus entstanden zahlreiche kleine Hausbrauereien, besonders in ländlichen Gegenden. Es wurde im Winter gebraut, wenn das Wasser klar und Temperaturen niedrig waren. Meist mit einfachen Mitteln: Holzfeuer, Bottich, Stein- oder Lehmboden. Getrunken wurde es direkt aus dem Fass, unfiltriert, naturtrüb, „so wie’s is“. So entstanden erste Formen des „Landbieres“, einfach, kräftig, regional unterschiedlich.
Wirtschaftswunder im 18./19. Jahrhundert
Ab dem 18. Jahrhundert begann der wirtschaftliche Aufschwung in vielen Teilen Frankens. Städte wie Bamberg, Bayreuth und Kulmbach wurden wieder zu Bierzentren. Der Export nach Oberpfalz, Böhmen oder gar nach Sachsen florierte. Brauereien wuchsen, einige wurden industriell, andere blieben klein und dörflich.
Zeitzeugenberichte:
„Nach’m Krieg hämmer nix g’habt, aber der Hans sei Vater hat g’sudelt. Da hämmer hald g’suffe.“
– Auszug aus einer fränkischen Dorfchronik, 1721
Fazit: Bier überlebte alles
Krieg, Hunger, Seuchen, das Bier hat überdauert. Weil es mehr war als ein Getränk: Es war Kultur, Hoffnung, Nahrung und Zusammenhalt.

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