Wenn der Nebel über die Täler zieht und die Kellerluft nach kaltem Stein und Malz riecht, dann wacht in Oberfranken eine andere Welt auf – die der verlorenen Brauereien, der vergessenen Keller und der alten Brauseelen, die in den Tiefen der Felsen weiter atmen.
Kaum eine Region Europas war einst so dicht von Brauereien durchzogen wie Franken –
allein in Oberfranken gab es Hunderte,
vom Bamberg bis Bayreuth, von Kulmbach bis Kronach, von Coburg bis Ebrach. Heute sind viele von ihnen verschwunden. Zurück blieben verwachsene Kellerhänge, verrostete Tore und Mauern, an denen man noch schwach die Schriftzüge alter Brauereinamen erkennen kann.
Wer an einem Herbstabend durch solche Orte geht, hört manchmal ein eigenartiges Echo: das leise Tropfen der Kellerdecke, das ferne Klirren, den dumpfen Klang eines Fasses, das längst leer ist – und doch klingt, als sei noch Leben darin.
In den Forchheimer Kellern erzählen die Alten, dass man in der Halloween-Nacht manchmal Schritte hört, obwohl kein Mensch dort hinabsteigt.
In Kulmbach, so sagt man, klopft es in manchem Lagerkeller dreimal, wenn ein Bier zu früh gezapft wird.
Und in den Hügeln bei Bamberg soll ein alter Braumeister noch immer über seine Hopfen wachen – man riecht ihn, sagen sie, bevor man ihn hört: ein Hauch von Rauchmalz in der Luft, der nicht vergeht.
Diese Orte sind keine Ruinen, sie sind Erinnerungen aus Stein. Sie erzählen von Zeiten, als Bier keine Industrie war, sondern ein lebendiger Teil des Dorfes –
als Brauen noch mit Herz, Hand und ein bisschen Aberglaube geschah.
Und wer einmal tief genug in einen dieser Keller hinabsteigt, spürt es vielleicht selbst: diese eigenartige Ruhe, die Wärme im Stein, das Gefühl, dass irgendwo in der Dunkelheit noch ein alter Brauer leise rührt.
Tipp der Malzfreunde:
Besuch im Herbst die alten Felsenkeller rund um Bamberg, Kulmbach oder Forchheim.
Wenn du Glück hast, findest du noch ein Schild, einen Zapfhahn oder den Rest einer alten Mauer –
und vielleicht auch den stillen Gruß eines Brauers, der nie ganz gegangen ist.
Funfact:
Der Brauereiforscher Otto Knopf schrieb 1927, Oberfranken sei „so vom Geist des Bieres durchdrungen, dass selbst die Felsen zu atmen scheinen“.
Wer einmal an einem nebligen Oktoberabend in einem alten Lagerkeller stand, weiß genau, was er meinte.
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