Es gibt Orte, an denen Bier weit mehr ist als ein Getränk. Fürstlich Drehna war lange genau so ein Ort: ein kleines Dorf, ein Schloss, ein traditioneller Braubetrieb, der seit dem 18. Jahrhundert zum Leben der Region gehörte. Ein Stück märkischer Identität – tief verankert, bodenständig und voller Geschichte.
Doch nun ist es still geworden im Sudhaus.
Was zunächst nur wie eine Pause klang, wurde zum bitteren Einschnitt: Die Lebensmittelbehörde untersagte die Produktion, nachdem schwerwiegende Hygienemängel festgestellt wurden. Der Braukessel verstummte, die Förderbänder stoppten – ein Braustopp, der für viele überraschend kam, aber gleichzeitig das Ergebnis langer Probleme war: bauliche Defizite, sinkende Absätze, wirtschaftliche Schieflage. Alles Dinge, die man „irgendwie schon gehört hatte“, aber niemand wirklich wahrhaben wollte.
Die Schlossbrauerei war ein Traditionsbetrieb, gegründet 1745. Die Marke stand jahrelang im Regal regionaler Märkte, auf Dorffesten, in Gasthäusern – und hatte ihren ganz eigenen Charakter. Ein Bier, das nicht jedem bekannt war, aber denen, die es kannten, etwas bedeutete.
(Der Produktions-Stopp bei der Schlossbrauerei Fürstlich Drehna wurde im April 2025 angeordnet — genauer: Mitte März/Anfang April wurde kontrolliert, und Anfang April 2025 verkündet, dass die Produktion untersagt wurde.)
Mit dem Stillstand kamen Sorgen: Insolvenzgefahr, unklare Zukunft, geschlossene Gastronomie im Umfeld, und ein Schloss, das selbst dabei ist, sein Gesicht zu verändern. Fürstlich Drehna wirkt plötzlich, als hätte jemand das Licht gedimmt.
Ob es weitergeht?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Eine Sanierung wäre gewaltig. Ein Neuanfang möglich – aber alles hängt an Investoren, an Auflagen, an Menschen, die bereit sind, in Tradition zu glauben. Bis dahin bleibt die Brauerei jedoch ein Ort, der nicht mehr braut. Ein Kapitel, das gerade mitten im Satz abbricht.
Und für uns Bierfreunde bleibt dieses eigene, mulmige Gefühl: Der Abschied von einer Brauerei ist immer etwas anderes als ein simples „Produkt fällt aus“. Es ist der Verlust eines Ortes, an dem Handwerk, Geschichte und Heimat zusammenkamen.
Fürstlich Drehna – vielleicht nicht für immer verschwunden, aber jetzt erst einmal verstummt.
Wir hoffen, dass die Mauern nicht endgültig kalt bleiben.
Somit wandert der honigsüße Odin-Trunk zunächst in unser Ehren-Mausoleum.
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